„Prinzessin Graues Mäuschen“

Posted on Dez 12, 2014 in Presse
„Prinzessin Graues Mäuschen“

Eine zarte Liebesgeschichte
Es war einmal eine Prinzessin, die sich – ganz anders als ihre beiden älteren Schwestern – nichts aus schönen Kleidern oder Schmuck machte und keine Angst vor Mäusen hatte. Nachdem sie eines Tages ein kleines Mäuschen gerettet hatte, nannten ihre Schwestern sie liebevoll Prinzessin Graues Mäuschen. Immer wenn die Prinzessin lachte, da leuchteten ihre Augen wie zwei Sterne.
Eines Tages sollten die drei Prinzessinnen ihrem Vater sagen, wie lieb sie ihn haben. Derjenigen, die ihn am meisten liebte, wollte er das Königreich vererben. Enttäuscht und wütend über die vermeintlich respektlose Antwort der Jüngsten – sie liebe ihn wie das Salz – ließ der König die Prinzessin im Wald aussetzen.
Alleine im Wald zurückgelassen weinte die Prinzessin. Doch ganz allein war sie nicht: Viele Mäuse versammelten sich zu ihren Füssen und wiesen ihr schließlich den Weg zu einer alten, weisen Frau. Diese wollte gerne für die Prinzessin sorgen, doch dafür musste sich die Prinzessin in eine Maus verwandeln lassen, damit sie nicht so viel Nahrung brauchte. Schweren Herzens nahm Prinzessin Graues Mäuschen das Angebot an. Was ihr blieb, waren ihre funkelnden Augen – und die Fähigkeit, bei Vollmond wieder ihre menschliche Gestalt anzunehmen.
Das Leben als Maus behagte der Prinzessin und sie war glücklich mit ihren Gefährtinnen. Doch eines Tages kam die Alte in Begleitung eines Prinzen zurück. Sie hatte ihn im Wald getroffen und dazu
überredet, ihr ihre schwere Last bis zu ihrem Haus zu tragen. Und wie es der Zufall wollte, war in der folgenden Nacht Vollmond. Die 28 Mäuse der alten Frau gingen zum Fluss, wo sie sich in Mädchen verwandelten und der Prinz sah sie. Sein Blick kreuzte den von Prinzessin Graues Mäuschen und er verliebte sich auf der Stelle in sie. Doch dann war sie plötzlich verschwunden – wie der Vollmond hinter den Wolken. Wie nur sollte er seine Herzensdame wiederfinden?
PRINZESSIN GRAUES MÄUSCHEN handelt von schönen Prinzessinnen, einem jähzornigen König, einem gutherzigen Prinzen, einer weisen Zauberin, einer Verwandlung, einer schlimmen Entscheidung, die bald bereut wird, und einem guten Ende. Basierend auf einem Fragment aus der Sammlung der Gebrüder Grimm, ist es ein neueres Märchen, das ganz in der Tradition alter, überlieferter Märchen steht und deren Ton punktgenau trifft.
Und auf den Ton kommt es – wie bei jeder Produktion der Edition SEE-IGEL – ganz besonders an. Mit leisen Zwischentönen in zauberhafter Sprache erzählt, mit einer wunderbaren Eva Mattes als Sprecherin und mit handverlesener, von der Autorin speziell für diese Produktion ausgewählter, klassischer Musik gelingt diesem Hörbuch eine lebendige, nahezu symbiotische Verbindung der zu Herzen gehenden Geschichte mit einem exzellent gewebten Klangteppich. Streichinstrumente in verschiedenen Besetzungen fügen sich so selbstverständlich in den Erzählton ein, als führten sie das Märchen nur in ihrer eigenen musikalischen Sprache fort, und schaffen eine die Hörer in eine andere Welt versetzende Grundstimmung. Dabei ist es Ute Kleeberg erneut gelungen, zu Unrecht selten aufgeführte musikalische Kostbarkeiten zusammen- zutragen, die eigens für PRINZESSIN GRAUES MÄUSCHEN eingespielt wurden:
Miniaturen von Antonín Dvorák für zwei Violinen und Viola, ein Wiegenlied von Rebecca Clarke für Violine und Cello, Bruno Maderas »Ständchen für Tini« für Viola und Violine, Alexander Borodins Trio (2 Violinen und Violoncello) über ein russisches Volkslied, einen »Canon« für Violine und Violoncello, die »Wassertropfen« in der gleichen Besetzung und das »Andante festivo« für Streichquartett von Jean Sibelius.
Immer aber, wo es um die Zauberwelt der grauen Mäuschen geht, übernimmt die Marimba, sensibel gespielt von Franz Bach, mit einer Komposition von Ney Rosauro das Wort.
Für den Streicherpart konnte das Auryn-Quartett gewonnen werden, Weltklassemusiker, die auch in dieser Produktion mit einer emotionalen Intensität spielen, die unter die Haut geht.
Die preisgekrönten Produktionen der Edition SEE-IGEL sind ideal, um Kindern klassische Musik auf spannende Art und Weise näher zu bringen. Märchenhafte Geschichten verbinden sich mit den Emotionen großartiger Musik. Wo Sprache die Fantasie anregt, führt die Musik weiter und lässt neue und eigene Bilder entstehen. Die Produktionen tragen renommierte Auszeichnungen, u.a. die LEOPOLD-Empfehlung »Gute Musik für Kinder« und den ECHO – Deutscher Musikpreis Klassik. PRINZESSIN GRAUES MÄUSCHEN ist nicht die jüngste Produktion der Edition SEE-IGEL. Ich habe ihr vor neueren Hörbüchern schlicht deshalb den Vorzug gegeben, weil ich Mäuse per se und das Coverbild von Christian Dierks ganz besonders mag. Außerdem habe ich eine Schwäche für jene ganz seltenen, zarten Liebesgeschichten, die mir so zu Herzen gehen, dass mir – obwohl ich wahrlich nicht zu jenen gehöre, die sprichwörtlich »nahe am Wasser gebaut haben« – die Tränen kommen. Bei PRINZESSIN GRAUES MÄUSCHEN passiert das jedes Mal, weshalb ich dieses Hörbuch nicht nur Märchenfans, Liebhabern der klassischen Musik, jungen Eltern und für Kinder ab 5 Jahren empfehlen möchte. Ich halte es auch für ein äußerst romantisches Geschenk für frisch Verliebte.
Maran Alsdorf (10/2014)

Ute Kleeberg: PRINZESSIN GRAUES MÄUSCHEN Text: Ute Kleeberg, frei nach einem Fragment aus der Sammlung der Gebrüder Grimm Musik von Antonin Dvorák, Rebecca Clarke, Bruno Maderna, Jean Sibelius,
Alexander Borodin, Ney Rosauro u. a. Erzählerin: Eva Mattes, Edition SEE-IGEL, 2010 ISBN 978-3-935261-20-3
1 CD, 41 Tracks, 74 min. 12,90 EUR inkl. MwSt zzgl. Versandkostenpauschale* Empfohlen für Hörer ab 5 Jahren

Maran Alsdorf in Hörbuch-Journal, ISSN 1868-582X, Dezember 2014