„Prinzessin graues Mäuschen“
Bad Urach
Märchen und Musik in klangvoller Harmonie
Nicht allein mit der Sprache, sondern auch mit Musik lassen sich Geschichten erzählen. Das stellt die Edition See-Igel seit zwei Jahrzehnten unter Beweis. Gestern gastierte sie in der Schlossmühle.
Einmal selbst auf einem Marimbaphon spielen: Grundschüler aus Bad Urach durften dieses Glücksgefühl gestern auskosten.
Ruckzuck war die Bühne in der Schlossmühle gestürmt: Die Kinder aus der Grundschule Wittlingen und der Barbara-Gonzaga-Gemeinschaftsschule wollten genau wissen, woher die schönen Klänge, die sie gerade gehört hatten, kamen. Besonders umlagert war Franz Bach mit seinem Marimbaphon. Kein Wunder, denn dieses Instrument übernimmt im Stück „Prinzessin graues Mäuschen“ eine tragende Rolle. Aufgeführt wurde die Produktion gestern im Rahmen der Herbstlichen Musiktage.
Auf die Bühne gebracht hat die Mischung aus Märchen und Musik die Reutlinger Edition See-Igel, die seit 20 Jahren ungewöhnliche Hör-erlebnisse für Kinder und Erwachsene erschafft. Jedes Stück der Edition wird mit anderen Instrumenten aufgeführt: In Bad Urach waren das neben dem Marimbaphon, Cello, Bratsche und Violine. Nach der Vorstellung, auch das gehört zum Konzept, durfte das junge Publikum Fragen an die Musiker stellen und die Instrumente genau in Augenschein nehmen. Das nutzten die Kinder weidlich aus, sehr zur Freude der Musiker. Offenbar konnten sie ihre Zuhörer nachhaltig beeindrucken.
Bei den Herbstlichen Musiktagen in Bad Urach ist die Edition See-Igel ein gern gesehener Gast. Hinter dem Markennamen stehen Ute Kleeberg, die die Produktionen auf die Beine stellt, und ihr Partner Uwe Stoffel, selbst Klarinettist.
In Kleebergs Stücken gehen Sprache und Musik eine ganz eigene Verbindung ein. Wobei die Musik die eigentliche Geschichtenerzählerin ist, wie Stoffel betont. Wer sich darauf einlässt, den tragen die Klänge in unentdeckte innere Welten und erzeugen dort ganz eigene fantasievolle Bilder.
Vor allem sollen die Mädchen und Buben Gefallen finden an der Musik, um mit einem positiven Eindruck aus den Konzerten zu gehen. Das Konzept geht bestens auf, erzählt Uwe Stoffel. Inzwischen erscheinen Eltern mit ihren Kindern in den Stücken der Edition See-Igel, die ihrerseits in jungen Jahren Zuhörer einer der Produktionen waren. „Es ist schön“, sagt Stoffel, „wenn wir nun die Früchte ernten können.“
Mit ihren beiden gestrigen Kinderkonzerten in Bad Urach dürften die See-Igel erfolgreich Samen für weitere reiche Ernten ausgebracht haben. Das ist selbstredend auch ein Verdienst der Vorleserin: Die Schauspielerin Stella Maria Adorf übernahm diesen Part. Auch sie trat schon mehrfach bei den Herbstlichen Musiktage in der Kurstadt auf und ist dem Festival-Publikum in bester Erinnerung geblieben.
Südwestpresse 9.10.2015 Regine Lotterer