Das Mondtuch
Wenn den Menschen die Träume ausgehen
Schlafforscher wissen, wie schlimmes dem Geist, der Seele eines Menschen ergeht, den man am Träumen hindert. Die Märchenerzähler wissen das auch. Von einer Geschichte des Österreichers Richard von Volkmann-Leander ausgehend, entfaltet Ute Kleeberg bei der Edition Seeigel die Geschichte vom „Mondtuch“: Ein Junge ohne Nacht- und Tagträume verzweifelt fast, denn „mit einem Mal schien alles um ihn herum wie in ein luftfeines graues Tuch gehüllt zu sein.“ Also macht er sich auf, um nach den verlorenen Visionen zu suchen. Wie stets bei den vielfach preisgekrönten Veröffentlichungen der Edition, stehen die Worte auch hier nicht für sich – obwohl schon sie allein, der Poesie der Geschichte („für Menschen ab sechs Jahren“) und ihres Vortrags durch Christian Brückner wegen, alle Achtung verdienen. Klassische Kammermusik ergänzt sie: Holzbläserklänge illustrieren und intensivieren das Geschehen und seine Stimmungen. Mit Delikatesse geben sich die fünf jungen Damen des Quintette Aquilon der Suite „Le Tombeau de Couperin“ von Maurice Ravel und einem Andante Jacques Iberts hin. So trefflich passen Text und Töne zusammen, als wären sie füreinander gemacht. Thu
Frankenpost 18.4.2012 Michael Thumser